ATC-Klassifikation für den deutschen Arzneimittelmarkt

Seit 1981 klassifiziert das Team des GKV-Arzneimittelindex im WIdO die in Deutschland verfügbaren verordnungsfähigen Arzneimittel. Die Klassifikation basiert auf der international etablierten ATC-Systematik zur Untersuchung des Arzneimittelverbrauchs der WHO. Das WIdO passt diese Systematik kontinuierlich an die Besonderheiten der Versorgungssituation in Deutschland an. Dabei arbeitet das Institut seit vielen Jahren mit der WHO zusammen.

Mit der deutschen ATC-Klassifikation können die im WIdO erfassten vertragsärztlichen Verordnungsdaten für Deutschland nutzbar gemacht werden. Erst die eindeutige Einordnung von Arzneimitteln mithilfe der ATC-Systematik und die Messung der verordneten Arzneimittelmenge mit definierten Tagesdosen (DDD) ermöglichen eine tiefergehende und reproduzierbare Analyse der Verordnungsdaten.

Anwendungsbereiche für die Klassifikation

Die Arzneimittelklassifikation des GKV-Arzneimittelindex bildet die Grundlage für weitere Produkte und Analysen. So begleitet das WIdO die Fortschreibung der amtlichen deutschen Fassung der ATC-Klassifikation. Im Auftrag des Bundesversicherungsamtes erstellt das WIdO eine Arzneimittel-Liste, die in die Kalkulationen des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs einfließen. Darüber hinaus ist es möglich, mit dem frei zugänglichen Analysetool PharMaAnalyst des WIdO die ATC-Klassifikation für eigene Analysen zu Verordnungshäufigkeit und Umsätzen der relevantesten Wirkstoffe zu nutzen. Um Arzneimittelverordnungsdaten sinnvoll auswerten zu können, stellt das WIdO die Arzneimittel-Stammdatei lizenzierten Nutzern zur Verfügung.

Hintergrund

  • ATC-Klassifikation

    ATC-Klassifikation

    Mithilfe der ATC-Systematik teilt die WHO pharmazeutische Wirkstoffe in anatomische, therapeutische und chemische Gruppen ein. Die Klassifikation enthält fünf Ebenen. Auf der ersten Ebene gibt es 14 anatomische Hauptgruppen, die sich nach dem Organ, zum Beispiel Herz, oder dem System, zum Beispiel Nervensystem, richten, auf das der Wirkstoff seine Hauptwirkung entfaltet. Die zweite und dritte Ebene sind therapeutische Gruppen beziehungsweise Untergruppen; die vierte und fünfte Ebene sind hauptsächlich nach der chemischen Struktur der Wirkstoffe geordnet.

  • DDD

    DDD

    Die definierte Tagesdosis (defined daily dose, DDD) ist ein Maß für die verordnete Arzneimittelmenge. Die DDD basiert auf der Menge eines Wirkstoffs, die typischerweise in der Hauptindikation bei Erwachsenen pro Tag angewendet wird. Bei Arzneimitteln, die primär Kindern verordnet werden, liegen stattdessen durchschnittliche Kinderdosierungen zugrunde. Dabei ist die DDD nicht die empfohlene oder tatsächlich verordnete Dosis, sondern eine technische Maß- und Vergleichseinheit. Gegenüber anderen Größen, wie der Anzahl abgegebener Verpackungen oder dem damit erzielten Umsatz, bietet die DDD den Vorteil, den Verbrauch eines Arzneimittels anhand einer zuvor festgelegten Wirkstoffmenge direkt messen zu können. Dank der DDD können Änderungen der Packungsgrößen oder Dosisstärken den gemessenen Verbrauch nicht verfälschen.

  • ATC-Methodik

    ATC-Methodik

    In der Methodik der Arzneimittel-Klassifikation nach dem ATC/DDD-System beschreibt der GKV-Arzneimittelindex ausführlich die Grundlagen, die zur Klassifikation der einzelnen Wirkstoffe und zur DDD-Berechnung herangezogen werden. Die Methodik wird jährlich aktualisiert.